IMPFUNGEN DEEP DIVE – TOLLWUT
Die Tollwut-Erkrankung hat bei den meisten Hundehaltern einen angsteinflößenden Beigeschmack. Zurecht! Erkrankte Individuen sind so gut wie nicht therapierbar. Die Impfung gegen Tollwut wird oft als wichtigste Impfung eingeschätzt. Aber ist sie das überhaupt? Wann und warum und in welchen Abständen sollte ich meinen Hund gegen Tollwut impfen lassen? Und könnte es sogar vielleicht Konsequenzen haben, wenn ich das nicht tue? Diese Fragen wollen wir dir in unserem neuen Blogartikel beantworten.
Was genau ist überhaupt Tollwut?
Die Tollwut-Erkrankung (englisch: Rabies) ist eine durch Rabiesviren ausgelöste und über Speichel, beziehungsweise Schleimhäute und Blut übertragbare Erkrankung des zentralen Nervensystems. Fast alle Tierarten sind empfänglich für die Tollwut-Erkrankung, am häufigsten stecken sich aber Fleischfresser oder der Mensch an. Die Übertragung geschieht in der Regel durch Bisse oder Kratzer von infizierten Tieren.
Die Zeit bis zum Ausbruch der Krankheit kann unterschiedlich lang sein, meistens liegt die Inkubationszeit zwischen zwei und zehn Wochen. Sie hängt tatsächlich stark davon ab, wie nah die Verletzung am Gehirn, beziehungsweise dem zentralen Nervensystem liegt. Die Viren breiten sich zunächst schnell im Blut und deutlich langsamer über die Nervenzellen aus und erreichen so ihr Ziel: das Gehirn.
Welche Symptome kann mein Hund zeigen?
Die Symptome der Tollwut-Erkrankung werden immer in 3 Phasen eingeteilt. Gerade die erste Phase und damit der Beginn der Erkrankung kann manchmal übersehen werden, da die Symptome wenig spezifisch sind.
1. Phase: Prodromalstadium
Fieber, Wesensveränderungen, vermehrter Speichelfluss, manchmal Erbrechen und Durchfall oder Husten und Schluckbeschwerden
2. Phase: Exzitationsstadium
Lichtempfindlichkeit und Schluckbeschwerden/Speichelfluss nehmen zu,
„rasende Wut“: Hund ist desorientiert, verliert die Scheu, beißt unvermittelt zu, ist leicht erregbar und leidet unter Aggressionsanfällen
„stille Wut“: Hund zieht sich zurück, bleibt lichtscheu und schreckhaft
Zunehmende Muskelzuckungen und Lähmungserscheinungen, teilweise offen stehender Fang
3. Phase: Paralytisches Stadium
Lähmungserscheinungen des ganzen Körpers, bis hin zum Koma und Tod durch Atemlähmung (Ersticken)
Tollwut ist eine tödliche Erkrankung! Sie endet bei ungeimpften Hunden immer mit dem Tod!
Übermäßiges Speicheln und Verhaltensänderungen sind Symptome der Tollwut
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Tollwut?
Ein begründeter Tollwut-Verdacht ist immer anzeigepflichtig, das bedeutet, dass der zuständige Amtstierarzt über die weiteren Schritte entscheidet. Wird ein Hund beispielsweise nach einem Biss von einem Wildtier mit Tollwut-Symptomen auffällig, so wird in der Regel die Tötung des Hundes angeordnet. Lediglich nachweislich lückenlos geimpfte Hunde werden erstmal unter eine mehrmonatige Quarantäne gestellt.
Eine sichere Diagnose kann beim lebenden Hund nicht gestellt werden. Hierfür werden Proben aus dem zentralen Nervensystem, dem Gehirn, benötigt. Deshalb werden Tötungen auch bereits beim begründeten Verdacht auf Tollwut angeordnet.
Leider ist es in Deutschland nicht möglich, einen an Tollwut erkrankten Hund zu therapieren. Auch wenn Medikamente für den Menschen theoretisch vielleicht wirksam wären, so ist es verboten, diese bei einem Hund einzusetzen.
Tollwut ist für einen ungeimpften Hund immer tödlich! Es gibt keine Therapiemöglichkeiten.
Wie kann ich meinen Hund und mich schützen?
Schutz vor einer Erkrankung und auch vor Konsequenzen nach dem Kontakt zu einem auffälligen Tier bietet alleinig eine Impfung gegen Tollwut. Diese sollte bei einem Welpen in der 12. Und 16. Lebenswoche durchgeführt werden und noch einmal mit 15 Monaten. Im Anschluss an die korrekte Grundimmunisierung sollte die Impfung je nach Herstellerangaben des Impfstoffes alle 3 Jahre wiederholt werden.
Zusätzlich zur Impfung sollte der Kontakt zu auffälligen (Wild)Tieren auf jeden Fall vermieden werden. Begegnet dir im Wald ein Tier, das sich sehr artuntypisch verhält, so solltest du dies auch der zuständigen Behörde melden.
Ist die Tollwut Impfung Pflicht?
Für Hunde, die sich ausschließlich in Deutschland aufhalten gibt es keine Pflicht, sie gegen Tollwut impfen zu lassen. Seit 2008 gilt Deutschland als frei von terrestrischer Tollwut, deshalb ist eine flächendeckende Impfung nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben.
Auch die Ständige Impfkommission führt die Tollwut Impfung nur noch als Non-Core-Vakzine, also eine Impfung, die nur bei bestimmten Lebensumständen in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen sollte.
Falls mit dem Hund aber ein Grenzübertritt geplant ist und er ins Ausland reisen soll, so ist unter anderem eine Impfung gegen Tollwut vorgeschrieben.
Trotz der offiziellen Tollwut-Freiheit seit 2008 kommen auch in Deutschland immer mal wieder Tollwut-Fälle vor, in der Regel von importierten Hunden, die nicht korrekt geimpft wurden.
Die Impfung gegen Tollwut wird in Deutschland von der StIKoVet nicht mehr als zwingend notwendig erachtet. Im Falle einer Begenung mit einem auffälligen Tier stehen geimpfte Hunde aber deutlich besser dar.
Unser Fazit
Tollwut ist eine Erkrankung, mit der man am liebsten niemals Kontakt haben will! Auch wenn aktuell eine Impfung nur vorgeschrieben ist, wenn ein Grenzübertritt geplant wird, so stehen geimpfte Tiere gesetzlich doch besser dar, falls es mal zu einem Kontakt mit einem tollwütigen Tier kommen sollte. Dies ist – zugegeben – nicht besonders wahrscheinlich in Deutschland, aber auch nicht unmöglich. Da die Konsequenzen für ungeimpfte Tiere meistens tödlich sind, ist es eine Überlegung wert, sich für eine Impfung zu entscheiden.
Wichtiger als die Impfung gegen Tollwut, weil das realistische Risiko hier doch eher gering ist, sind sicherlich die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Core-Vakzine! Leptospirose, Parvovirose und Staupe sind eine sehr viel realere Gefahr als Tollwut!